Diese Sätze höre ich sehr oft. Ganz schnell und ohne Nachzudenken werden sie von vielen Erwachsenen ausgesprochen.
Immer wieder erschrecke ich mich selbst, wie weh eine eigene Verletzung tun kann.
Irgendwann verletzt sich der Säugling das erste Mal. Er schreit ganz laut, weil er diesen Zustand noch nicht kennt. Die Eltern reagieren intuitiv richtig, indem sie ihr Kind auf den Arm nehmen und trösten.
Natürlich muss ich aus der Situation keinen Staatsakt machen, es genügt ein Streicheln, ein Trösten oder später ein Pusten.
Welche Information vermittle ich meinem Kind, wenn ich dieses Wehtun herunterspiele und nicht ernst nehme?
Wir begleiten unsere Kinder nicht nur bei schönen Ereignissen, sondern auch bei Verletzungserfahrungen. Eine Verletzung ist mit einem Schmerz verbunden und Schmerzen lösen ein ungutes Gefühl aus, einen starken Reiz, der im ganzen Körper wahrgenommen werden kann. Der Schmerz ist eine wichtige Information für unseren Körper. Er schützt uns vor weiteren Aktionen und teilt uns mit, unser Verhalten zu verändern. Mit diesen Gefühlen dürfen Kinder nicht allein gelassen werden.
Die Zeiten der Sprüche wie z.B. „Indianer kennen keinen Schmerz!“ sind lange vorbei.
Nehme ich mein Kind ernst, dann begleite ich es auch mit seinem Schmerz und benenne diesen.
Verletzt sich mein Kind, wird es sofort zu seiner Bezugsperson Blickkontakt aufnehmen. Habe ich die Situation beobachtet, kann ich sofort einschätzen, wie groß der Schmerz sein wird.
Aufgabe des Erwachsenen ist, die Situation und das Gefühl zu spiegeln, wie z.B. „Jetzt bist du mit dem Kopf an die Wickelkommode geschlagen, das hat weh getan. Soll ich dich trösten oder möchtest du weiter spielen?“
Dieses kurze spiegeln hilft dem Kind zu lernen und diese Lernerfahrung abzuspeichern. Mit der Zeit lernt es an der Reaktion der Bezugsperson, dass diese zwischen den Verletzungen unterscheidet. Bei großem Schmerz erfährt es, dass die Eltern sofort angesprungen kommen und es aufnehmen und trösten. Hat es sich nur leicht den Kopf gestoßen erfährt es, dass die Eltern die Situation gesehen haben, aber der Schmerz nicht so groß ist, und es weiterspielen kann.
Diese Erfahrungen sind wichtig für unser ganzes Leben.
Ich mache aus Kindern, die ich ernst nehme, kein „Weichei“, sondern Kinder, die mit der Zeit gelernt haben, ihre Gefühle angemessen auszudrücken.