Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Ich glaube viele Eltern fühlen sich mit dieser Frage angesprochen.
Natürlich wünschen sich Eltern zu Recht ein Gespräch auf Augenhöhe. Sie wollen ernst genommen werden mit ihren Fragen und Gefühlen. Vor allem wollen sie aufgeklärt werden, um bei einer manchmal anstehenden Entscheidungsfindung als mündiger Patient gesehen zu werden und mitsprechen zu können – so ist es übrigens auch gesetzlich vorgeschrieben.
Der Alltag in einer Arztpraxis ist oft geprägt von vollen Wartezimmern, gestressten Pflegekräften und Ärzten. Das bedeutet meistens wenig Zeit für den einzelnen Patienten.
Gespräche auf Augenhöhe können Eltern erst mit einem Arzt führen, wenn sie die für sich wichtigen Informationen von ihm erhalten haben, um im Anschluss die Diagnose, Anwendungen und Therapien zu verstehen.
Geht es um Erkrankungen wie Husten, Schnupfen, Heiserkeit und Fieber ist dies kein Problem. Schwierig wird es bei chronischen und seltenen Erkrankungen oder bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten, bei denen eine eindeutige Diagnose sehr schwer ist, wie ich aus meiner Praxis weiß.
Eltern müssen wissen, welche Erkrankung ihr Kind hat, wie diese genau heißt, welche Schritte als nächstes zu tun sind und warum dieses Medikament oder diese Therapie verordnet wurde. Ein ebenso wichtige Information ist immer, was die Eltern selbst dafür tun können, ihrem Kind zu helfen.
Mit Vorwürfen, lauten Äußerungen oder im schlimmsten Fall Beschimpfungen haben Eltern eine Vertrauensbasis sofort zerstört, was natürlich auch auf die Gegenseite zutrifft.
Hier ist es, wie bei allen Gesprächen, wichtig, dass Eltern in „Ich“- oder „Wir“-Sätzen sprechen. So kommt man in der Regel viel schneller zum Ziel. Drücken Sie Ihre Gedanken z.B. wie folgt aus:
„Ich mache mir große Sorgen …“
„Wir haben Angst, wenn wir die Therapievorschläge hören …“
„Wir benötigen noch mehr Informationen, um ein besseres Gefühl zu haben…“
„Wir brauchen noch etwas Zeit, um uns zu entscheiden …“
Aber auch Sätze, die Verständnis für die Situation des Arztes oder Pflegepersonals haben, können oft Türen öffnen, wie z.B.:
„Ich weiß, das Wartezimmer ist voll und Ihre Zeit begrenzt, aber wir müssen doch zu einer Entscheidung kommen.“
„Wir sehen, dass es heute nicht möglich ist, gemeinsam ein entspanntes Gespräch zu führen, wann können wir wiederkommen?“
Eltern haben ein Recht auf eine zweite Meinung, wenn die vorgeschlagene Diagnose oder Therapie nicht verstanden wird. Nutzen Sie diese Chance, gehen Sie zu einem weiteren Facharzt, um sich diese zweite Meinung zu holen.