Eifersucht ist ein Gefühl und gehört wie alle Gefühle zu unserem Leben dazu.
Das Erstgeborene hatte bisher nicht viele Gründe eifersüchtig zu sein. Vielleicht kommt Ihr Kind sofort angerannt, wenn Sie sich als Eltern umarmen und zwängt sich dazwischen. Das ist ein Ausdruck von Eifersucht. Sie als Eltern werden in diesen Situationen genau richtig reagieren, indem Sie Ihr Kind zwischen sich nehmen.
Auf das Baby eifersüchtig sein ist ein Gefühl, das die Kinder unter sechs Jahren nicht in Worte fassen können. Eifersucht entwickelt sich langsam und kann sich bei jedem Kind unterschiedlich zeigen. Auf dieses Gefühl können Sie Ihr Kind nicht vorbereiten, es kommt erst, wenn das Baby geboren ist.
Manche Kinder verhalten sich aggressiv den Eltern gegenüber, manche sogar dem Baby, andere werden wieder zum Kleinkind, benutzen ihren Schnuller oder nässen ein.
So einzigartig wie jedes Kind ist, kann sich auch das Gefühl der Eifersucht ausdrücken.
Wichtig ist jetzt, dass Sie als Eltern richtig reagieren und Ihr Kind mit den passenden Worten begleiten. Gerade in dieser Situation fühlen sich viele Eltern überfordert, wie ich aus der Praxis weiß.
Die Aufgabe des Vaters
Eine ganz wichtige Rolle spielt jetzt der Vater. Die Mutter ist gerade durch das Stillen oder Flasche geben mehr eingeschränkt und das ältere Kind erkennt schnell, dass das Baby sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Ist der Vater zu Hause, sollte er sich dem größeren Kind zuwenden und ihm seine Aufmerksamkeit geben. Die meisten Kinder warten bereits auf das nach Hause kommen des Papas und dann bleibt dem Vater oft keine Zeit, um noch einmal Luft zu holen, ehe das Spielen beginnt.
Diese ungeteilte Aufmerksamkeit ist für die Entwicklung eines Kindes von größter Wichtigkeit.
Ganz im Mittelpunkt stehen und beachtet werden, ist für das Selbstwertgefühl ein wichtiger Schritt. Väter müssen jetzt klare Grenzen setzen. Benennen Sie, wann Sie Zeit zum Spielen haben, und wann Sie eine Auszeit brauchen, verabreden Sie sich mit Ihrem Kind.
Das Spielen mit dem Kind sollte uneingeschränkte Aufmerksamkeit für das Kind bedeuten, d.h. Sie lesen nicht parallel Ihre Zeitung oder schauen auf Ihr Handy.
Der Vater hat jetzt eine sehr wichtige Aufgabe in der Familie. Er muss für den Ausgleich in dieser Situation sorgen. Das ist nicht immer einfach, da mit Kindern kein Tag dem anderen gleicht. Es wird jetzt viele Tage geben, die von Überraschungen geprägt sind.
Aber genau das macht das Abenteuer „Familie“ so spannend. Kein Tag gleicht dem anderen, kein Tag lässt sich genau so durchführen, wie ich ihn geplant habe.
Das ältere Geschwisterkind und das Stillen bzw. Fläschchen geben
Das Trinken des Säuglings ist sehr zeitintensiv und schränkt die Mutter in ihrem Tun in dieser Zeit stark ein. Ein älteres Geschwisterkind merkt das sofort und einige Kinder nutzen gerade die Situation der Nahrungsaufnahme wunderbar aus, um Unfug zu machen. Kleine Kinder kann man durch Bücher vorlesen gut in den Trinkprozess integrieren.
Tipp: Eine Trink- oder Still-Spiel-Kiste ist für viele temperamentvolle Kinder eine gute Lösung. In diese Kiste kommen wichtige, neue Spielsachen, die sich Ihr Kind schon lange gewünscht hat. Nur wenn Ihr Baby trinkt, wird diese Kiste vom Schrank geholt und dem älteren Kind gegeben. Damit bleibt der Reiz lange erhalten und das Kind freut sich geradezu auf das Stillen oder Flasche geben, da es nur dann mit diesen Spielsachen spielen darf. Selbstverständlich wird diese Kiste auch wieder auf den Schrank gestellt, wenn die Mahlzeit beendet ist. Jedes Kind darf natürlich hier für sich noch zusätzliche Spielzeiten fordern. Kompromisse sind wichtig.
Kinder, die gerade in der Trinkzeit des Babys große Aufmerksamkeit fordern, zeigen dies nicht, um uns zu ärgern.
Sie drücken gerade in dieser Zeit ihr großes Gefühl „Eifersucht“ aus, das sie nicht anders zeigen können. Eltern haben nun die Aufgabe dieses Gefühl für Ihr Kind zu benennen und in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie sind Vorbild und nur durch Sie können Ihre Kinder lernen, positiv mit diesem Gefühl umzugehen. Menschen, die krankhaft eifersüchtig sind, kennen Sie vielleicht. Deshalb ist es die Aufgabe der Eltern, Kindern ein positives Gefühl von Eifersucht näher zu bringen und Ihnen zu helfen, mit diesem Gefühl zu leben.
Sollten Sie jetzt als Eltern mit Ihrem Kind in diesen Situationen schimpfen, beginnt ein Teufelskreis, aus dem Sie nicht mehr so schnell herauskommen. „Geduld“ ist jetzt eine der wichtigsten Eigenschaften, die Sie als Eltern aufbringen müssen. Beobachten Sie die Situation, in der sich Ihr Kind jetzt anders verhält, benennen Sie diese, schildern Sie, was Sie sehen und fühlen, z.B.: „Ich werde Paul jetzt stillen, du weißt, das dauert zehn Minuten, da habe ich für dich keine Zeit. Was möchtest du in dieser Zeit spielen? Nach dem Stillen habe ich wieder Zeit für dich, überlege schon einmal, was wir dann tolles spielen können. Ich freue mich schon.“
Wichtig ist immer wieder zu benennen, dass Sie während dem Trinken des Babys keine Zeit für das Geschwisterkind haben, aber sich im Anschluss auf die gemeinsame Spielzeit freuen.
Wie bereits erwähnt, werden einige besondere Kinder mit sehr viel Temperament, die Zeit des Stillens nutzen, um Unfug zu machen. Das Kind versucht alles, um Ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. Auch negative Aufmerksamkeit ist Beachtung. Wichtig ist, dass Sie reagieren! Aber reagieren Sie nicht übersteigert mit Sätzen wie z.B: „Jetzt hast du es wieder geschafft. Immer wenn ich Paul stille, machst du Unfug. Das geht mir ganz schön auf den Keks. Das nächste Mal bleibst du in deinem Zimmer!“
Solche Beschimpfungen und Drohungen helfen in solch einer Situation nicht weiter!
Ihr Kind handelt nicht, weil es Sie ärgern will, sondern weil das Gefühl Eifersucht so tief in seinem Bauch sitzt und es nicht ertragen kann, dass jetzt das kleine Baby die volle Aufmerksamkeit von seiner geliebten Mama bekommt. Diese Gefühle leiten das Kind und fördern Unfug.
Es sind mächtige Gefühle, die nur vergehen können, wenn Sie als Eltern diese benennen und verständnisvoll mit Ihrem Kind sprechen.
Beispiel: „Ich sehe, dass du wieder mit den Bauklötzen um dich wirfst. Du wirst ganz schön wütend, wenn Paul ganz allein bei mir ist. Das ist richtig blöde für dich. Du kannst auch ganz eng zu mir kommen oder wir kuscheln ganz fest, wenn ich mit dem Stillen fertig bin.“
Vielleicht denken Sie jetzt: Die hat gut reden, wenn ich diese Worte zu meinem Kind sage, wird es mich nur ansehen und weitermachen. Da helfen nur strafende Worte. Glauben Sie mir, dass Sie mit meinen Satzbeispielen die Gefühle Ihres Kindes ansprechen und Ihrem Kind Verständnis zeigen. Wenn Sie das Handeln Ihres Kindes verstehen, muss es Ihnen sein Gefühl nicht aggressiv mitteilen.
In solchen Situationen hilft immer die Vorstellung, dass Sie Ihrem Kind einen Spiegel vorhalten. Sie spiegeln die Situation mit Ihren Worten und benennen die Gefühle, die das Handeln ausgelöst haben.
Kinder, die das Gefühl der Eifersucht mit diesen mächtigen Gefühlen wie Aggression, Wut, Zorn und Ärger ausdrücken, brauchen klare Grenzen und verständnisvolle und geduldige Eltern.
Ganz wichtig ist in jeder Situation folgende Regel für das Kind: „Es darf sich selbst und andere Menschen nicht verletzen!“
Sollte Ihr Kind diese Grenze überschreiten, müssen Sie sofort eingreifen. Hier ist es wichtig, so schnell wie möglich Konsequenzen zu benennen und auszuführen.
Umgang mit wütenden Kindern
Wütende Kinder werden sehr schnell auf ihr Zimmer geschickt oder sollen sich auf einen stillen Stuhl setzen. Meine Meinung ist, dass Eltern ihre Kinder mit ihren mächtigen Gefühlen allein lassen, sollten Sie diese in ihr Zimmer schicken. Das Kind ist sich und seinen Gefühlen dann hilflos aufgeliefert. Kinder, die schreien und wütend sind, hören Ihnen in diesem Moment sowieso nicht zu. Das heißt für Sie als Eltern: Achten Sie darauf, dass sich Ihr Kind nicht wehtut. Warten Sie bis die Wut vergangen ist und suchen Sie im Anschluss das Gespräch mit Ihrem Kind. Auch hier spiegeln Sie wieder, was der Auslöser war und benennen das Gefühl des Kindes.
Beispiel: „Jetzt musste ich Paul wickeln und konnte nicht sofort zu dir kommen, als du mich gerufen hast. Das hat dich ganz schön wütend gemacht.“
Dieser Satz spiegelt die Situation und benennt das Gefühl des Kindes. Dadurch fühlt sich Ihr Kind von ihnen verstanden und merkt, dass Sie nicht wütend werden.
Ihr Kind braucht Hilfe und mit liebevollen und verständnisvollen Sätzen lenken Sie das Kind in die richtige Bahn.
Die Wut des Kindes muss irgendwo hin. Möchten Sie nicht, dass es mit Spielsachen um sich wirft, müssen Sie ihrem Kind eine Alternative bieten. Ich finde, dass in jedes Kinderzimmer ein Boxsack gehört. An solch einem Sack kann man herrlich seine Wut abreagieren. Dadurch können Eltern Ihr Kind ganz gezielt an seinen Boxsack schicken mit der Regel: „Wenn die Wut kommt, laufe in dein Zimmer und lasse sie am Boxsack raus!“ Das Schicken ins Zimmer wird dann nicht als Strafe empfunden, sondern das Gefühl des Kindes wird ernst genommen und in die richtige Richtung gelenkt. Das Kind wird nicht allein gelassen mit seinem Gefühl. Sind wir mal ehrlich mit uns, wie oft spüren wir Wut in uns. Wäre es nicht herrlich in der Wohnung einen Ort zu haben, wo auch wir unsere Wut herauslassen könnten?
Gerade diese mächtigen Gefühle, werden oft von uns Menschen unterdrückt und nicht ausgelebt. Aber der Mensch bleibt Mensch mit allen Gefühlen, die in ihm stecken.
Eltern deren Kinder oft diese starken Gefühle zeigen, müssen sehr geduldig sein und Ihren Kindern eine Brücke bauen. Antworten Sie ihrem Kind mit viel Liebe und viel weniger mit Wut und Zorn. Einige Kinder sind den Eltern gegenüber zorniger, versuchen sie zu hauen oder mit ihnen zu kämpfen. Lassen Sie sich ruhig auf gezielte Spasskämpfchen ein, schaffen Sie Regeln, die ein Raufen und Kämpfen möglich machen. Auch hier ist es wichtig, die Verbindung zur Eifersucht des Kindes auf das Baby herzustellen.
Wie auch schon oben erwähnt, benennen Sie die Situation und seien Sie Spiegel Ihres Kindes.
Beispiel: „Jetzt bist du wieder ganz schön wütend auf mich und willst mich hauen, weil ich eben so viel Zeit mit dem Baby verbracht habe. Komm, wir machen ein Spaßkämpfchen daraus. Jetzt schläft das Baby und ich freue mich, dass ich jetzt Zeit nur für dich habe.“
Sie können immer wieder das gleiche Muster erkennen, daher: Schimpfen Sie nicht mit Ihrem Kind, nehmen Sie es ernst und begleiten Sie es in dieser schwierigen Zeit.
Eine Mutter im PEKiP sagte einmal, dass sich das Gefühl der Eifersucht am besten mit dem Bild vergleichen lässt, wenn unser Mann mit einer zweiten Frau nach Hause käme.
Ein Ausdruck von Eifersucht kann auch ein erneutes Einnässen sein!
Das Einnässen ist eine sehr heftige Form der Eifersucht. Verzweifeln Sie nicht und haben Sie auch in dieser Situation Verständnis für Ihr Kind. Einnässen bedeutet im übertragenden Sinn, dass sich bei Ihrem Kind sehr viel Druck am Tage aufstaut, den das Kind nur in der Nacht ablassen kann. Auch hier noch einmal ganz wichtig: Kein Kind nässt ein, um seine Eltern zu ärgern.
Ich begleite sehr viele Eltern in meiner Praxis mit Kindern, die einnässen oder einkoten und weiß, wie sensibel dieses Thema behandelt werden muss. Einnässen und Einkoten hat sehr viel mit dem Gefühl im Bauchbereich zu tun. Wie ich bereits oben erwähnte, ist das Wort „Druck“ im übertragenden Sinne sehr aussagekräftig. Viele Eltern geben dem Erstgeborenen ab Geburt des zweiten Kindes sehr viel Verantwortung. Einige betonen dem Erstgeborenen gegenüber immer wieder, dass es jetzt das „Große“ sei und aus diesem Grund vernünftig sein müsse und geben Ihrem Kind mehr Verantwortung, als es eigentlich tragen kann.
Hier sollten Sie als Eltern ihre Wortwahl sehr gut überdenken. Sprechen Sie immer von dem „Älteren“, dem „Großen“, dem „Vernünftigen“ oder sprechen Sie Ihr Kind mit seinem Namen oder Kosenamen an, wie bisher. Kinder unter sechs Jahren werden mehr vom Gefühl gesteuert und sind mit der Situation überfordert. Drängt man jetzt die Kinder noch in die Situation des Großen und Vernünftigen, ist das von manchen Kindern nicht mehr zu leisten. Sollte das hier Beschriebene auf Ihr Verhalten zu treffen, dann überdenken Sie Ihre Redensart und helfen Sie Ihrem Kind aus dieser sehr unangenehmen Situation heraus.
Das Bindungsritual oder Sicherheitsritual
Tipp: Kindern hilft in dieser Situation ein sehr schönes Ritual, welches sich als zusätzliches Einschlafritual eignet. Kaufen Sie mit Ihrem Kind ein ganz besonders duftendes Öl, vielleicht ein Lavendelöl, da Lavendel entspannend wirkt. Massieren Sie Ihrem Kind den Bauch damit ein.
Ich hoffe, Ihr Kind wird dieses Ritual genauso mögen, wie meine Tochter. Das Einölen sollte zum abendlichen Ritual werden und so lange dem Kind angeboten werden, bis das Kind das Signal gibt, dass es dieses nicht mehr benötigt. Über dieses Ritual kann Ihr Kind nun immer wieder steuern, ob es abends ein Stück mehr an Aufmerksamkeit möchte oder nicht. Ihr Kind bestimmt, wann dieses Ritual zu Ende ist. Eifersucht sitzt im Bauch und genau auf diesen Bereich gehen Sie ein. Nutzen Sie das Ritual und benennen Sie, wann Sie am Tag wenig Zeit für Ihr Kind hatten und dass es Ihnen leidtut.
Fragen Sie Ihr Kind nach seinen Wünschen für den nächsten Tag und genießen Sie die gemeinsame Zeit.
Das Einölen darf selbstverständlich auf Wunsch des Kindes auch auf dem Rücken oder den Fußsohlen stattfinden.
Diesem Ritual habe ich den Namen „Bindungsritual“ oder „Sicherheitsritual“ gegeben. Es hilft ebenso bei Kindern, die häufig über Bauchschmerzen oder Kopfweh klagen. Bauchweh und Kopfweh sind, wenn sie ärztlich abgeklärt worden sind, Ausdruck der kindlichen Seele. Diese Zeichen bedeuten, mir geht es nicht gut, irgendetwas stimmt nicht. Aus diesem Grund dient das Einölen der Sicherheit, Liebe und Bindung, was die Kinder wieder in Ihre Mitte führen kann. Kinder sind sehr feinfühlig und merken schnell, welche Rolle sie in der Familie übernehmen sollen.
Deshalb geben Sie Ihrem Kind nur so viel Verantwortung, wie es in seinem Alter leisten kann.
Der Austausch mit anderen Eltern hilft oft in verschiedenen Situationen. Suchen Sie das Gespräch mit Eltern bei denen das jüngste Kind der Familie Ihrem ältesten Kind entspricht. Dann haben Sie schnell ein Gefühl dafür, was Ihr Kind schon leisten muss und kann. Auch ein Gespräch mit den Erzieherinnen in der Kindertagesstätte kann Sicherheit geben.