In der Regel lebt und interagiert man in seinem bekannten Umfeld, fremde Menschen sprechen einen normalerweise nicht an, berühren einen nicht und geben keine Ratschläge.
Am Ende der Schwangerschaft, wenn der Bauch für alle sichtbar wird, ändert sich das schlagartig.
Die Schwangere wird von fremden Menschen angesprochen. Fremde bekunden ihr Interesse, wann der Geburtstermin sei, beurteilen die Rundung oder Spitze des Bauches und geben Prognosen ab, ob es ein Junge oder Mädchen wird.
Andere wiederum haben gar keine Scheu, den Bauch ohne vorher zu fragen anzufassen.
Dieses Verhalten steigert sich sogar noch nach Geburt des Kindes.
Jetzt wissen wildfremde Menschen auf einmal, warum Ihr Baby im Kinderwagen weint: Es hat wohl Hunger – Ich würde es jetzt mal rausnehmen – Es ist müde, Sie müssen mehr schaukeln.
Das freudige Ansehen des eigenen Babys auch von anderen Menschen kann stolz machen, aber immer wieder ist man überrascht, dass auch schnell Grenzen überschritten werden.
Möchten Fremde das Baby anfassen, muss dies mit der Mutter abgesprochen werden. Meist wollen Andere sogar das Händchen anfassen, das vom Baby in dieser Zeit gerne in den Mund genommen wird.
Kleidet die Mutter ihr Mädchen in rosa, bedeutet es nicht, dass Fremde doch neugierig die Frage stellen, ob dies ein Junge sei.
Das öffentliche Interesse bezieht sich dann noch auf Fragen, die fast jede Mutter immer verneinen muss. Ist das Baby 4 Monate alt, wird die Mutter gefragt, ob das Baby schon krabbeln könnte, mit 7 Monaten wird gefragt, ob es schon laufen könnte, und die Frage, ob das Baby schon durchschlafen kann wird ab Geburt gestellt.
Je nach Offenheit der Mutter, werden bei Verneinung sogar kostenlose Tipps gegeben, wie man ein Baby zum Durchschlafen bringt oder die Verneinung bewertet, in dem zu hören ist, was alles falsch gemacht wird.
Noch heikler wird die Situation im Supermarkt. Das Schreien des Babys ist im ganzen Geschäft zu hören, alle Blicke sind schlagartig auf die Mutter gerichtet, egal um welche Ecke sie biegt. Wenn Blicke töten könnten, hätte jede Mutter jetzt keine Chance zu überleben.
Auch hier melden sich einige zu Wort und teilen der Mutter mit, wie sie sich verhalten soll. Sogar Beschimpfungen und Vorwürfe werden ausgesprochen, wie mir meine PEKiP-Mütter berichtet haben. Dann heißt es z.B.: „Mit einem hungrigen Baby geht man doch nicht einkaufen, das hätte ich mich nie getraut.“
Wirft sich das eigene Kind später im Supermarkt auf den Boden, weil es seine Lieblingssüßigkeit nicht bekommt, verläuft die Situation ähnlich.
Schwangere und Mütter könnten bestimmt ein ganzes Buch füllen, mit Geschichten aus der Öffentlichkeit.
In meinen PEKiP-Kursen rate ich den Müttern immer wieder auf Fragen mit der gleichen Auskunft zu antworten: „Alles läuft super bei uns!“ Auf diese Antwort lässt sich leider kein toller Ratschlag oder Tipp aussprechen und die Mutter und das Kind sind geschützt. Probieren Sie es aus!
Es lohnt sich ebenso, witzige Antworten auf immer wiederkehrende Fragen zu überlegen, falls das Baby im Kinderwagen oder Supermarkt zu weinen beginnt.
Mit Humor und Ironie kann man so manche Situation entspannen.
Rüsten Sie sich!