Kurz und knapp: Ja, Sie dürfen Ihre Kinder vergleichen!
Immer wieder höre ich, dass Eltern mit großer Verunsicherung aussprechen, dass man seine Kinder nicht vergleichen dürfe.
Aber der Alltag sieht anders aus. Eltern vergleichen ihre Kinder immer wieder und haben dabei ein schlechtes Gewissen. Dabei beobachten sie von Anfang an, dass sich ihre Kindern sehr unterschiedlich entwickeln. Aber nicht nur zwischen den eigenen Kindern finden Vergleiche statt, sondern auch mit den Nachbarskindern und Freunden.
Jedes Kind bringt von Geburt an sein eigenes Temperament, seine eigenen Gewohnheiten, Vorlieben, Besonderheiten und Einzigartigkeiten mit. Diese Einzigartigkeit nicht wahrzunehmen wäre ganz schrecklich.
Gegen das Vergleichen richtet sich die Kritik also nicht. Wohl aber gegen die damit einhergehende Bewertung, die häufig im Anschluss an den Vergleich stattfindet.
- „Siehst du, dein Freund kann schon Fahrradfahren und der ist genauso alt wie du!“
- „Hast du gesehen, dass dein Bruder schon allein auf die Toilette kann, obwohl er jünger ist als du?“
- „Deine Freundin hat eine eins geschrieben. Die hat wohl mehr gelernt als du!“
Es kommt also darauf an, welche Schlüsse Sie aus dem Vergleichen ziehen und nicht darauf, dass Sie vergleichen.
Jeder Mensch und damit auch jedes Kind ist einzigartig. Kein Mensch kann genauso wie ein anderer sein, da jeder individuelle Lernerfahrungen macht und sich dadurch anders entwickelt.
Eltern kennen diese Unterschiedlichkeit von Anfang an. Beim ersten Kind läuft alles super, das Kind hört sogar sofort auf jedes „Nein“ und sogleich kräftigt sich die Meinung, dass Erziehung ja ganz einfach funktioniert. Dann wird das zweite Kind geboren. Mit den gemachten guten Erfahrungen ändern Eltern natürlich nicht ihr Verhalten und gewinnen die Erkenntnis, dass dieses Kind überhaupt nicht auf das Wort „Nein“ reagiert. Es hat eine Ausdauer immer wieder an die verbotenen Dinge zu gehen, die sie vom ersten Kind nicht kennen.
Vergleichen Sie Ihre Kinder, um die Einzigartigkeit Ihrer Kinder zu erkennen und sich daran zu erfreuen. Wenn Sie das Besondere an Ihrem Kind wahrnehmen, können Sie es viel besser in seinem Selbstwertgefühl stärken und fördern.
Liebe, Bindung, Beziehung, Anerkennung und Lob das sind die treibenden Kräfte, damit Ihr Kind selbstbewusst und neugierig sein Leben meistert.
Werten Sie nicht, sondern stärken Sie Ihr Kind durch mutmachende Worte wie z.B.:
- „Ich sehe, Paul kann Fahrrad fahren. Das ist ja toll. Möchtest du, dass ich es noch einmal mit dir übe oder verschieben wir das auf später. Was ist dir wichtig?“
- „Auf die Toilette gehen wirst du bald lernen. Ich freue mich schon darauf.“
- „Hast du dich mit deiner Freundin über die eins in Mathe gefreut? Warst du enttäuscht, dass du keine geschrieben hast? Ich finde deine zwei ganz toll.“
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihr Kind mit all seinen guten wie schlechten Eigenschaften lieben und stolz auf Ihr Kind sind und es so annehmen können wie es ist.