Die Entwicklung eines Babys ist einzigartig und wundervoll. Oft richten wir unser Augenmerk auf grobmotorische Entwicklungsschritte, die so leicht sichtbar sind, so dass kleine Schritte kaum beachtet werden.
Die Entwicklung der Füße besteht aus so vielen kleinen Entwicklungsschritten, die oftmals übersehen werden.
Aus diesem Grund möchte ich diese Schritte hier einmal genauer beschreiben und Sie neugierig machen, genauer hinzuschauen.
In den ersten sechs Lebenswochen findet ein „primitives“ Strampeln des Säuglings statt. Diese unwillkürlichen Strampelbewegungen sind ungezielt und unkoordinierte Zufallsbewegungen.
Im zweiten Lebensmonat wird das Strampeln kräftiger und Hüfte und Beine werden immer mehr nach außen rotiert.
In der Rückenlage bemüht sich das Baby, seine Beine immer mehr an den Körper zu ziehen, sodass immer weniger Bodenkontakt besteht.
Wenn der Säugling mit drei Monaten stabil und sicher in der Rückenlage liegt, d.h. Kopf und Rumpf bilden die stabile Stützbasis, können sich Schulter- und Hüftgelenke in einer Außenrotationsbewegung öffnen, d.h. beugen. Beim Anziehen der Beine in Rückenlage zeigen die Fußsohlen zueinander. Die sogenannte Fuß-Fuß-Koordination beginnt, die auch in der Bauchlage ausgeführt wird.
Ein Fuß der so gedreht wird, bekommt automatisch Spannung und die Muskeln im Fuß werden gestärkt.
TIPP: Das Spiel der Füße können Eltern jederzeit unterstützen, indem sie dem Baby ermöglichen, viel nackt mit seinen Füßen zu spielen. Reiben Sie bei jedem Wickeln die Fußsohlen aneinander und zeigen Sie dem Baby seine Füße, indem sie diese Richtung Gesicht führen. Ein Fuß, der sich bewegt und mit dem gespielt wird, ist immer ein warmer Fuß. Auch Stulpen um das Fußgelenk halten einen Fuß warm.
Ab dem vierten Lebensmonat wird das selbständige Spiel der Füße immer mehr ausgeführt und Hände und Füße greifen. Dieses Greiftraining der Zehen kräftigt das Längs- und Quergewölbe der Füße.
Das Baby berührt sich selbst und lernt seinen Körper immer mehr kennen. Erst wird der Bauch berührt und im fünften Lebensmonat auch Oberschenkel und Knie.
In der Bauchlage übt das Baby das Schwimmen, indem es den Oberkörper mit Kopf und Armen von der Unterlage abhebt und auch die Beine anhebt und leicht zur Streckung bringt.
Mit sechs Monaten gelingt es den meisten Babys, ihre Füße anzufassen und spätestens einen Monat später auch in den Mund zu nehmen. Dabei wird der Fuß mit der Fußsohle vom Baby gedreht und wirkt wie ein Spiegel, in den es hineinsehen kann. Dadurch wird der Fuß in seiner Breite, Länge und Höhe trainiert, ein ganz wichtiger Schritt für eine spätere gute Fußaufrichtung.
Das Halten der Hände und Füße vor dem Körper ermöglicht dem Baby, sich auch auf die Seite zu drehen, sodass bald der aktive Drehvorgang eingeleitet werden kann.
Ein Fuß, der in den Mund genommen wird, benötigt keine Socken und schon gar keine Strumpfhose. Der Fuß wird mit dem Mund erkundet und danach weiß das Baby, dass auch dieses Körperteil zu ihm gehört. Es schaukelt in dieser Zeit auf der Wirbelsäule und mehr Rundheit und Dehnung kann der Körper nicht leisten.
Das in den Mund nehmen der Füße stärkt nebenbei optimal das Hüftgelenk.
Bevor der Mensch auf seinen Füßen steht, lernt er mit den Füßen zu greifen. Dieses Greifen mit den Füßen erreicht um den 6./7. Lebensmonat seinen Höhepunkt.
Tipp: Bieten Sie hier Ihrem Baby immer wieder Becher, Tücher oder andere Spielgegenstände an, die es mit den Füßen greifen kann, oder stülpen Sie kleine Becher über den Fuß oder hängen Sie ein Tuch zwischen die Zehen. Ihr Baby wird diese Spiele lieben.
Das Baby kreist in Bauchlage immer mehr um seinen Körper und wenn es nicht vorzeitig von den Erwachsenen hingesetzt wird (was Sie auf keinen Fall tun sollten!), entwickelt sich zwischen dem siebten und achten Lebensmonat immer mehr die Seitenlage. Diese sogenannte Gartenzwerghaltung ermöglicht einen Ellbogenstütz mit dem untenliegenden Arm und ein Spielen mit dem freien oberen Arm. Das untere Bein liegt gestreckt auf dem Boden, während das obere Bein zum Ausbalancieren vor dem Körper aufgestellt wird. Ab diesem Moment übernimmt der Fuß eine Haltefunktion und die Greiffunktion rückt allmählich in den Hintergrund.
In der Gartenzwerghaltung stützt sich das Kind immer mehr auf seinen Arm und kann aus dieser Position heraus z.B. später ins Sitzen kommen.
Tipp: Gerade in dieser Haltung können Eltern durch gezieltes Spielen mit Gegenständen, die sie vor das Baby, über, seitlich und hinter das Baby halten, enorm dessen Gleichgewicht fördern und trainieren.
Das beginnende Kriechen, um den achten und neunten Lebensmonat, ist eine alternierende, wechselseitige Bewegung. Das Baby zieht sich mit dem einen Ellbogen seitlich nach vorne und das diagonale Beine stoßt sich mit gebeugtem Knie über den seitlichen Fuß und vor allem den großen Zeh ab.
Acht Monate hat das Baby in der liegenden Position sämtliche Bewegungsabläufe geübt und ist nun bereit, sich mit dem Vierfüßlerstand in eine aufrichtende Position zu begeben.
Mit beginnendem Krabbeln, um den zehnten Lebensmonat, ist ein Bein gebeugt, während der Unterschenkel mit dem Fußrücken des anderen Beines auf dem Boden in einer Linie nachgezogen wird. Auch das Krabbeln findet wechselseitig statt und das Hochziehen des Babys in den Kniestand lässt nicht lange auf sich warten.
Gerade das Krabbeln und das anschließende Aufrichten in den Halbkniestand sind wichtige Übungen für das Training des Fußmuskels.
Das Sitzen rund um das erste Lebensjahr im Langsitz, d.h. mit locker gestreckten oder leicht angewinkelten Beinen und vor allem geradem Rücken, bringt eine große Erleichterung im Alltag mit dem Kind. Beim Sitzen können die Beine jederzeit angewinkelt werden, sodass die Knie auf dem Boden liegen und das Kind, wie beim Hand-Mund-Fuß-Zusammenspiel, in seine Fußsohlen sehen kann.
Der Zehengreifreflex besteht ab Geburt und bleibt im ersten Lebensjahr erhalten. Erst durch die Entwicklung in den aufrechten Gang verschwindet er langsam, indem der Fuß von den Fersen zu den Zehen abgerollt wird und ab jetzt eine Haltefunktion übernimmt. Das Kind steht von Anfang an auf dem ganzen Fuß und nicht im Zehenstand.
Zuerst folgt das seitliche Gehen an Wänden und sicheren Gegenständen, bevor sich das Kind traut, frei zu stehen und dann selbstständig ins Laufen kommt. Das Kind sollte immer selbstständig in das Laufen kommen. Führen Sie Ihr Kind nicht an Ihren Händen oder bieten Sie ihm keine Lauflerngeräte an. Dieses Geld können Sie sich mit guten Gewissen sparen, da der Gleichgewichtssinn am besten durch das eigenständiges Laufen trainiert wird.
Auch der Zehenstand durch das Strecken nach Gegenständen in der Höhe stellt ein tolles Fußgewölbetraining dar.
Tipp: Bringen Sie Ihr Kind auch beim Laufenlernen öfters mal aus dem Gleichgewicht, indem Sie Gegenstände in die Höhe, seitlich, hinter oder vor dem Kind in die Luft halten.
Kinder, die während dem Laufen immer wieder in die Hockstellung gehen, um Dinge aufzuheben und zu spielen, haben sich optimal entwickelt, da diese Haltung als Zeichen dafür gilt, dass Hüft-, Knie- und Fußgelenke frei beweglich sind.
Die Entwicklung des Fußes ist immer abhängig von der richtigen Einstellung des Hüftgelenks. Leider sehe ich viele Kinder in meiner Praxis, die Knick-Senk-Füße oder Knickplattfüße haben. Jeder Fuß bildet das Ende eines Beines und kann nur so gut aufgestellt werden, wie das Hüftgelnk aufgerichtet ist.
Gerade das Spiel mit den Füßen, besonders das in den Mund nehmen der Füße, sind wichtige Meilensteine in der körperlichen Entwicklung eines Kindes. Nehmen Sie sich bei jedem Wickeln viel Zeit für Ihr Kind, um aktiv und voll Freude die oben genannten Spiele durchzuführen.
Die geschilderten Entwicklungsschritte werden durch ein Liegen oder Sitzen in Babyschalen, Babywippen oder ähnlichen Geräten nicht gefördert. Nach wie vor ist das Liegen in Rücken- und Bauchlage im Kinderwagen oder auf Krabbeldecken am Boden die geeignete Position des Babys, um seine Entwicklung optimal zu unterstützen.