Mit großer Überraschung habe ich in meiner Praxis festgestellt, dass das Thema „Optimales Sitzen am Schreibtisch“, durchaus mit Eltern besprochen werden muss.
Ich kann mich sehr gut an die Einschulung meiner Kinder erinnern und der damit verbundene Kauf von Schreibtisch und Bürostuhl. Selbstverständlich sollte der Schreibtisch in der Höhe stufenlos zu verstellen sein, und diese Höhe sollte ca. alle sechs Monate kontrolliert werden.
Auch der Stuhl sollte mit der Rückenlehne und Sitzfläche flexibel dem Wachstum des Kindes angepasst werden können, damit eine aufrechte Körperhaltung eingenommen werden kann. Der Rücken benötigt Halt und eine Lehne die am Rücken anliegt.
Kein Liebhaber bin ich von angepriesenen Wackelstühlen, die im Moment sehr stark beworben werden. Gerade die Kinder, die meine Praxis aufsuchen haben Defizite in der Körperhaltung und der Körpereigenwahrnehmung. Eine wacklige Sitzfläche bringt das ganze System noch mehr durcheinander, dass Aufmerksamkeit noch weniger möglich ist.
Eine dreigeteilte Arbeitsplatte hat sich sehr bewährt, damit nur die mittlere Arbeitsplatte geneigt werden kann. Viele Kinder sitzen mit gebeugtem Oberkörper über ihrem Heft, das auf Dauer zu Fehlhaltungen führt. Die dreigeteilte Arbeitsplatte hat den Vorteil, dass Stifthalter, Notizblöcke und nette Dinge auf den Schreibtisch gestellt werden können, ohne dass beim Schrägstellen alles herunter fällt.
In den meisten Familien bedeutet der Kauf des Schreibtisches aber nicht, dass die Kinder in ihrem Zimmer Hausaufgaben machen. Gerade in der Grundschulzeit genießen die Kinder noch die Nähe der Eltern, und somit finden die Hausaufgaben am Esstisch statt.
Zum Glück kaufen viele Eltern für ihr Baby den Treppenhochstuhl, der individuell je nach Körpergröße mit der Sitz- und Fußfläche verändert werden kann.
Meine Kinder haben auf diesem Stuhl so lange gesessen, bis ihre Körpergröße ein Wechsel auf den Erwachsenenstuhl möglich gemacht hat.
Aus Gesprächen mit Eltern, erfahre ich oft, dass das Kind schon sehr früh auf einen großen Stuhl sitzt und der Treppenhochstuhl verkauft wurde.
Wie sitzt das Kind nun richtig?
Ganz wichtig ist der Fußkontakt zum Boden. Die Füße stehen parallel auf dem Boden und Ober- und Unterschenkel bilden einen 90 Grad Winkel. Fußkontakt bedeutet Halt, Erdung und Standfestigkeit.
Ich habe in meiner Praxis einzelne feste Matten, die ich dem Kind, je nach Körpergröße auf den Boden lege, bis die Beine in dieser optimalen Position sind, wenn es auf einem großen Stuhl sitzt.
Das Becken wird dadurch leicht nach vorne gekippt und der Rücken befindet sich nicht im Hohlkreuz.
Um dem Rücken Halt zu geben und ein aufrechtes Sitzen möglich ist, kann ein festes Kissen im Rücken für ein entspanntes Sitzen auf einem großen Stuhl sorgen.
Die Tischhöhe entspricht im Sitzen dem unteren Brustbeinrand. Die Arme befinden sich im rechten Winkel, sodass die Hände ohne abzuknicken, auf dem Tisch liegen können. Dies ist nur möglich, wenn das Kind aufrecht und stabil sitzen kann.
Ein Ablegen des ganzen Unterarmes führt immer zu einem runden Rücken, richtig ist ein Drittel des Unterarmes darf noch auf dem Tisch liegen.
Viele Kinder, die meine Praxis aufsuchen, sitzen mit nach vorn gebeugtem Oberkörper am Tisch, sie sacken regelrecht in sich zusammen. Schon im jungen Alter stelle ich große Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich fest, die sich automatisch auf das Lernverhalten auswirken. Die Nackenmuskulatur ist für eine gute Durchblutung des Kopfes zuständig. Gerade die Durchblutung zum Gehirn, dem Gesicht und dem Kiefer muss optimal fließen können. Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich haben Auswirkungen auf den gesamten Körper.
Macht das Kind noch Hausaufgaben am Esstisch, kann ein Schrägpult für Aufrichtung sorgen. Es besteht aus drei einzelnen Holzteilen, die einfach zusammengesteckt und auf jeden Tisch gestellt werden können. Im Internet finden Sie mehrere Hersteller, die ein Schrägpult anbieten. Ich habe im Internet ein Schrägpult für 25,-€ gefunden, das ich den Eltern vorführe.
Viele Kinder zeigen eine verkrampfte Stifthaltung, die Stiftspitzen brechen ständig ab und das angestrengte Schreiben kostet die Kinder Kraft und Konzentration.
Ein Kind das aufrecht sitzt schreibt leichter, deshalb achten Sie als erstes auf eine aufrechte Sitzhaltung.
Im Handel gibt es einen sogenannten“ Blinkstift“ zu kaufen, der bei starkem Aufdruck aufleuchtet. Dadurch kann das Kind selbständig überprüfen, ob es zu fest aufdrückt und versuchen den Druck zu lösen.
Kinder, die immer wieder zusammensacken, Probleme in der Koordination, Körperaufrichtung und Konzentration haben, können oft ein aufrechtes Sitzen nicht lange umsetzen.
Durch gezielte Übungen stärke ich die Körperaufrichtung der Kinder, damit sich die Verspannungen lösen und das Aufmerksamsein leichter fällt.
Bleiben Sie geduldig, bieten Sie Ihrem Kind bei Schwierigkeiten immer wieder die optimale Sitzposition an. Aber setzten Sie ihr Kind nicht unter Druck.
Jedes Kind kennt seinen Körper und weiß, wie es optimal konzentriert arbeiten kann.
Ihr Kind hat den ganzen Vormittag schon in der Schule mit Sitzen verbracht, zu Hause kann man auch mal die Hausaufgaben im Stehen, an einem Stehpult oder sogar im Liegen machen.
Nehmen Sie Stress heraus und ermahnen Sie Ihr Kind nicht ständig zur aufrechten Sitzhaltung.
Geben Sie Ihrem Kind lieber die Möglichkeit durch gezielte Übungen von Physio- oder PäPKi-Therapeuten seine Aufrichtung zu verbessern und dadurch ein aufmerksames Lernen zu ermöglichen.