Die ersten Wochen des neuen Lebensabschnitts Schule liegen bereits hinter Ihnen.
Die meisten Kinder gehen diesen Weg mit großer Vorfreude, aber es gibt auch manche, die mit Ängsten in diese Zeit starten.
Sehr viel wird vor dem Schulstart von Eltern und Großeltern erklärt. Es wird von der eigenen Schulzeit berichtet und erzählt, welche Dinge in der Schule erlaubt sind und welche nicht.
Richtig fühlen, wie Schule den Alltag gestaltet, kann das Kind erst, wenn es Schule selbst erlebt.
Geschichten im Vorfeld können manchmal auch ohne, dass wir es wollen, Ängste aber auch Erwartungshaltungen auslösen, die dann nicht erfüllt werden.
Schule ist anstrengend. Das Kind muss sich in eine neue Gemeinschaft integrieren. Es muss seinen Platz in der Klasse finden und dafür benötigt es Zeit und soziale Kompetenz. Es muss seinen Drang zu spielen unterdrücken und zu einem vorgegebenen Punkt Leistung bringen.
In der Kindertagesstätte haben die Vorschulkinder zu den Großen gezählt, das hat sie aufgebaut und voll Selbstbewusstsein wachsen lassen. Jetzt bewegen sie sich auf unbekanntem Terrain und gehören zu den Kleinen in der Grundschule. Zu den Kleinen zu gehören, macht auch erst einmal klein. Sie fühlen sich unsicher, zweifeln an sich selbst und brauchen Zeit, ihr Selbstvertrauen wieder zu finden.
Der Anfang kann dadurch eine stressige Zeit auch für die gesamte Familie werden.
Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, wenn meine jüngste Tochter nach fünf Stunden Schule nach Hause kam. Sie war sehr erschöpft und allein die Frage: „Was gibt es heute zu essen?“ löste in ihr einen Schreianfall samt auf den Boden legen und toben aus.
Natürlich war nicht das Mittagsgericht schuld an diesem Ausraster, sondern das kleine „i“-Tüpfelchen, was das Fass zum Überlaufen brachte. Sie war einfach erschöpft von fünf Stunden Schule. Dieser Stress muss durch Schreien, Toben oder aggressives Verhalten raus. Der Stress benötigt ein Ventil und darf entladen werden.
Ich konnte dies sehr gut einschätzen und habe mich, wenn sie in diesem Zustand war, erst einmal mit ihr auf die Couch gelegt und versucht, sie durch das Streicheln des Rückens zu entspannen. Ihr hat diese Reaktion sehr geholfen und vor allem das ehrliche Benennen, „Das war wohl ein anstrengender Tag für dich. Jetzt komm erst einmal zur Ruhe und entspanne dich wieder.“
Gestern habe ich in den Nachrichten gehört, dass mittlerweile 20% der Grundschulkinder von den Eltern mit dem Auto in die Schule gefahren und abgeholt werden. Die Zahl hat sich also im Laufe der Jahre massiv erhöht.
Den Schulweg allein, ohne Eltern in einer Gemeinschaft mit Gleichaltrigen zu gehen, fördert die Gemeinschaft untereinander, stärkt das Selbstvertrauen und stärkt das Kind im Umgang mit dem Straßenverkehr.
Das Gehen frühmorgens ist Bewegung an der frischen Luft. Dies macht wach und ist die beste Voraussetzung, um im Anschluss aufmerksam sein zu können.
Der Nachhauseweg ermöglicht den Stressabbau. Bewegung ist Stressminderung.
Stellen Sie sich einmal vor eine Grundschule und beobachten Sie, was passiert nachdem die Schulglocke geläutet hat.
Die Türen werden aufgerissen und die ersten Kinder, meist Jungen, stürmen aus der Schule. Der Ranzen hängt nur halb über der Schulter, die Jacke wird hinterhergeschleift oder mit der Kapuze über dem Kopf getragen. Sie rennen aus der Schule, das ist kein Gehen und dies wird von einem wilden Geschrei begleitet.
Die überschüssige Energie ist sichtlich zu spüren, sie muss in Bewegung umgesetzt werden. Wie wichtig ist die Bewegung bzw. das Nach-Hause-Gehen im Anschluss an die Schule.
Gehen wir wieder zur Schule zurück und beobachten weiter den Ausgang. Nach einer Weile öffnen sich die Türen wieder und weitere Kinder, häufig Mädchen, kommen heraus. Ihre Jacken sind sorgfältig angezogen, der Ranzen sitzt passend auf dem Rücken und sie schnattern und machen sich mit ihren Freundinnen und Freunden auf den Nach-Hause-Weg.
Kinder haben unterschiedliche Bedürfnisse. Manche müssen ihre überschüssige Energie sofort durch Bewegung loswerden, andere nehmen sich mehr Zeit für den Weg. Hier findet Kommunikation, Austausch statt, es werden Verabredungen getroffen und der Umgang mit dem Verkehr wird gelernt.
Berauben Sie Ihrem Schulkind nicht diese wichtige Erfahrung und begleiten Sie es liebevoll, wenn sich der Schulanfang anstrengend gestaltet.