„Ich will doch mein Kind mit Liebe erziehen, aber mein Kind hört nicht!“

„Ich will doch mein Kind mit Liebe erziehen, aber mein Kind hört nicht!“

 Kennen Sie diesen Satz? Immer wieder höre ich von Eltern, dass sie doch in Liebe ihr Kind erziehen wollen und im Anschluss sehr über sein Verhalten überrascht sind.

Ja, dieser Ansatz ist richtig! Ich möchte in diesem Bericht einmal hinter diese Aussage schauen und erklären, wie sich dieses Erziehungsziel umsetzen lässt.

Die Liebe ist die Basis der Erziehung zwischen Eltern und Kind. Sie sichert die sichere, emotionale  Bindung zum Kind und lässt es wachsen und neugierig die Welt erobern.

In Liebe erziehen bedeutet jedoch nicht, dass Eltern nur lieb sein dürfen.  

Mit Liebe erziehen wird oft mit lieb sein verwechselt.

Kinder brauchen starke Eltern, Kinder brauchen echte Vorbilder und Eltern, die das Gesamte im Blick haben und aus diesem Zusammenhang für das Kind Entscheidungen treffen.

Starke Eltern zeigen dem Kind Grenzen auf und geben Regeln vor.

Grenzen müssen in den ersten sechs Lebensjahren, in denen das Kind über sein Gefühl reagiert und nicht mit dem Verstand, vom Kind getestet, hinterfragt, übersprungen, angeschrien, körperlich niedergetrampelt werden dürfen. Je nach Temperament des Kindes, wird es mit verschiedenen Mustern antworten und lernt seine Antwortmuster in dieser Zeit.

Das Kind hat immer das Recht zu überprüfen, ob diese Regeln oder diese Grenze auch heute in diesem Moment bestehen.

Eine Grenze wird nicht als erstes über den Verstand verstanden, sondern über das Körpergefühl wahrgenommen und beantwortet.

Antwortet das Kind immer mit den gleichen körperlichen Mustern wie z.B. schreien und auf den Boden werfen auf eine Verneinung der Frage „Darf ich jetzt fernsehen?“, haben Eltern als erstes die Möglichkeit klare Regeln zu schaffen.

Regeln bringen Ordnung in das System Familie.

Regeln schaffen Klarheit und geben dem Kind die Sicherheit, dass etwas immer Bestand hat. Eine Regel ist ein fester Bestandteil im Alltag und muss nicht hinterfragt werden. Diese Sicherheit muss jedoch erst vom Kind gelernt werden. Gerade beim Thema „Fernsehen“ oder allgemein Medien, ist es wichtig, klare Regeln zu schaffen, damit das Kind die Sicherheit hat, dass einmal am Tag seine Zeit kommt. Fernsehzeiten oder Medienzeiten sollten nicht zum Druckmittel missbraucht werden. Durch ein Verbot der Nutzung mache ich das Medium noch interessanter und bringe es erst Recht ins Blickfeld des Kindes.

Eine Regel kann z.B. heißen: „Immer vor dem Abendbrot darfst du eine halbe Stunde fernsehen!“

Das Kind hat das Recht mehrmals täglich zu fragen, ob jetzt Fernsehzeit ist. Eltern antworten dann: “Ja du darfst vor dem Abendbrot fernsehen, wie jeden Tag.“

Kinder unter sieben Jahren können noch nicht die Uhrzeit lesen, aber Sie orientieren sich an regelmäßigen Tagesabläufen und wissen über das Gefühl, wann die Abendbrotzeit ist.

Das Kind hat trotz fester Regeln auch jetzt immer wieder die Möglichkeit körperlich oder mit seinem Verstand auf die Frage zu antworten.

Schreit es oder wirft es sich auf den Boden, reagiert es körperlich und braucht im Moment diese Körperlichkeit für seine Entwicklung. Eigene Gefühle und Bedürfnisse zurückzustecken ist ein Lernprozess, den die Kinder ab dem vierten Lebensjahr immer besser beherrschen. Aber jedes Kind ist anders und darf seine Zeit bekommen, die es dafür benötigt.

Wichtig ist die Reaktion der Eltern darauf!

Teilen die Eltern dem Kind nach der Schreiattacke genervt mit, dass es dann sofort fernsehen darf, lernt das Kind, immer wenn ich schreie, bekomme ich Recht. Dieses Muster wird im Anschluss auf alle anderen erzieherischen Maßnahmen übertragen und für Eltern beginnt sehr schnell ein Teufelskreis.

Besser ist es, dem Kind zu erlauben körperlich zu reagieren und sogar Verständnis für die laute Antwort zu zeigen.

Bsp.: „Ich verstehe, dass du jetzt schreien musst und sauer bist, weil du nicht sofort fernsehen darfst. Du kennst die Regel und ich sage dir Bescheid, wann die Fernsehzeit beginnt. Du wolltest doch noch mit den Figuren spielen, das kannst du jetzt tun.“

Wenn Eltern die Fähigkeit besitzen, eine körperliche Antwort zu erwarten, sind sie in der Situation viel entspannter und können einfach abwarten, bis das Kind wieder ansprechbar ist.

Eine wichtige Regel darf auch in der Körperlichkeit nicht überschritten werden: Das Kind darf sich nicht selbst oder andere verletzen. Sollte dies passieren, müssen Eltern sofort eingreifen.

Über die eigene Körperlichkeit finden die Kinder zu sich. Nach Schreien folgt Entspannung und es ist wichtig, dass das Kind sich und seinen Körper kennenlernt.

Das körperliche Verhalten wird langsam mit der Schulreife abgelöst. Dann ist das Kind immer mehr fähig, über seinen Verstand Probleme zu regeln, eigene Gefühle zu benennen und Bedürfnisse zurückzustecken.

Aus diesem Grund brauchen Kinder starke Eltern, die gerade in den ersten sechs Lebensjahren, wie eine Mauer standfest sind.

Leider gehören schreien, schupsen, beißen, petzen, hauen usw. zum Repertoire eines zweijährigen Kindes. Das Kind benötigt Eltern, die in Liebe ihm den richtigen Weg zeigen und mit Geduld an ihrem Ziel festhalten.

Eltern dürfen in allen Situationen authentisch sein, d.h. auch Eltern dürfen einmal laut werden und schreien. Wichtig ist immer, keine Anschuldigungen, Vorwürfe und Beschimpfungen auszusprechen, sondern einfach mal laut zu sagen, „Puh, das ist im Moment ganz schön anstrengend und laut mit dir. Meine Geduld reicht nicht den ganzen Tag, deshalb muss ich jetzt auch erst mal schreien und Dampf ablassen.“

Erziehen Sie in Liebe, bleiben Sie geduldig und standfest, setzten Sie Grenzen und Regeln, die niedergetrampelt werden dürfen und freue Sie sich auf die körperliche Auseinandersetzung Ihres Kindes.