„Jetzt zieh dich endlich mal an!“ – „Du spielst ja schon wieder, anstatt dich anzuziehen!“ – „Trödel doch nicht so herum!“
Eltern müssen zur Arbeit und Kinder in die Kindertagesstätte oder Schule. Das morgendliche Anziehen und Fertigmachen gestaltet sich in vielen Familien zum Albtraum. Nur wenige Kinder verlassen das Haus, ohne von ihren Eltern mehrmals zur Eile angetrieben worden zu sein. Wie schnell setzt dann das Brüllen der Eltern endlich Grenzen.
Von den Elternseminaren weiß ich, wie viele Eltern sich mit dem morgendlichen Druck nicht wohl fühlen.
Jede Familie hat ihre eigenen Regeln, und eine Regel unserer Familie war z.B., dass ich meine Kinder ohne Brüllen morgens in die Kindertagesstätte bringen oder auf den Schulweg schicken wollte.
Kinder möchten morgens am liebsten langsam aufwachen, gemütlich aufstehen und im Anschluss den ganzen Tag im Schlafanzug spielen. Morgens treffen dadurch zwei Welten aufeinander!
Als erstes müssen sich Eltern morgens gut organisieren. Ein rechtzeitiges Aufstehen der Eltern gibt Zeit für eine gute Vorbereitung. Kinder, die bereits ihre Kleidung mitbestimmen wollen, legen Ihre Anziehsachen abends heraus.
Als nächstes würde ich dem Kind so viel helfen wie möglich. Ziehen Sie Ihr Kind an, stellen Sie es vor das Waschbecken und waschen es im Anschluss, egal wie alt das Kind ist. Vertrauen Sie auf die Selbständigkeit Ihres Kindes, dass es vor dem fünfzehnten Lebensjahr Ihnen mitteilen wird, dies nun allein leisten zu können.
Zu Recht erinnern Erzieherinnen die Eltern immer wieder daran, das selbständige Anziehen ihres Kindes zu üben. Aber müssen Eltern dieses Anziehen im morgendlichen Stress üben? Meine Antwort lautet klar: „Nein“. Enstpannen und entschleunigen Sie den Morgen durch so viel Hilfe wie möglich. Ihr Kind hat noch den ganzen Tag Zeit sein selbständiges An- und Ausziehen zu üben.
Kinder die sich selbständig anziehen wollen, benötigen klare Regeln.
Ein Wecker, der nach zehn Minuten klingelt, zeigt deutlich, wie viel Zeit sie für ein selbständiges Anziehen haben und ab wann Eltern helfen. Regeln, die abgesprochen wurden und doch morgens zu Diskussionen führen, müssen abends entspannt neu besprochen werden.
Das trödelnde Schulkind muss aus seinen Folgen lernen.
Bin ich morgens zu langsam, komme ich zu spät in die Schule. Schützen Sie Ihr Kind nicht vor dieser wichtigen Erfahrung. Kinder sind verantwortlich für Ihr Handeln und müssen mit den Konsequenzen umgehen lernen.
Das heißt nicht, dass Sie nicht auch Ihrem Schulkind noch morgens helfen dürfen. Ich selbst habe meine Tochter bis zu Ihrem achten Lebensjahr beim Anziehen geholfen, da sie einfach ein Morgenmuffel war. Plötzlich, in der Mitte der zweiten Klasse, teilte Sie mir mit, dass Sie dies ab heute selbständig leisten kann.
Entschleunigen Sie und verzweifeln Sie nicht, da alles seine Zeit braucht!