Wie war´s in der Schule? Was gibt es Neues?

Wie war´s in der Schule? Was gibt es Neues?

Jedes Kind kennt diese Fragen seiner Eltern und viele Eltern kennen die Antworten auf diese Fragen: „War alles o.k.! Gibt nichts Neues!“ Daraus folgt die Aussage vieler Eltern: „Ich erfahre ja sowieso nichts von meinem Kind! Der erzählt ja nie was!“

Eltern warten gespannt auf das Nachhausekommen ihres Kindes und haben Interesse zu erfahren, was sich an diesem Tag in der Schule ereignet hat. Wichtiges zu erfahren ist das Recht der Eltern. Allerdings kommt es auf den Zeitpunkt an.

Vergleichen wir es mit uns. Stellen Sie sich vor, Sie kommen von einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause. Wie geht es Ihnen? Ich kann von mir berichten, dass ich erst einmal meine Ruhe möchte. Ich brauche Zeit, um anzukommen, damit sich der Arbeitstag setzen kann und nach einer gewissen Weile möchte ich das Erlebte mitteilen.

Genauso geht es Ihrem Kind. Das Kind möchte erst einmal ankommen,  sich vielleicht in sein Zimmer zurückziehen, eine Runde rausgehen oder sich bewegen. Es will abschalten und nicht schon wieder Erwartungshaltungen erfüllen müssen.

Kommt Ihr Kind bereits zum Mittagessen nach Hause, ergibt sich als erstes ein gemeinsames Miteinander.

Hier hat es sich bewährt Ihrem Kind von Ihrem Alltag zu erzählen. Berichten Sie von sich und haben Sie nicht die Erwartung, dass Ihr Kind Ihnen viel mitteilt. Vielleicht sagt es ein paar Sätze und das darf genug sein. Der Tag ist noch lang und es werden sich weitere Gelegenheiten für einen Austausch ergeben, z.B. das gemeinsame Abendessen. Bedrängen Sie Ihr Kind nicht und akzeptieren Sie seinen Rückzug.

Sollte Ihr Kind anfangen, seinen Alltag mitzuteilen, dann hören Sie einfach nur zu. Ich erlebe es immer wieder, dass auf Berichte von Kindern, die Eltern im Anschluss einen Schwall von Erfahrungen über ihr Kind ausschütten. Situationen werde hinterfragt, diskutiert und bis ins kleinste Detail besprochen.

Dieses Verhalten der Eltern kann ein Kind nur zum Rückzug bewegen. Merkt Ihr Kind, dass Sie nicht zuhören können, wird es immer weniger erzählen.

Stellen Sie sich vor, Sie berichten ihrem Partner von Ihrem Gespräch mit einem Kollegen oder Chef und Ihr Partner fragt ständig nach: Warum hast du das nicht geantwortet? Das verstehe ich nicht, wie konntest du so reagieren? Wie kannst du es das nächste Mal besser machen?

Ich hoffe, dass Sie verstehen was ich damit ausdrücken möchte.

Vom Alltag erzählen bedeutet erst einmal, dass ich einen Zuhörer brauche. Ein Zuhörer ist eine Person, die mich anhört, die vielleicht eine Verständnisfrage stellt, aber keine Person, die ungefragt Ratschläge, Tipps und Verhaltensregeln mitteilt oder das Gesagte zu diskutieren beginnt.

Genau das wünschen sich unsere Kinder. Sollten Sie unsicher sein, ob Ihr Kind zum Erlebten einen Ratschlag  möchte, dann fragen Sie doch einfach nach: „Wolltest du mir nur deinen Tag schildern oder möchtest du noch einen Ratschlag?“

Auch hier, bereits in vielen meiner Berichten erwähnt, bewährt sich für Eltern, Spiegel des Kindes zu sein. Schildert das Kind eine stressige Situation, spiegeln Sie dies Ihrem Kind mit den Worten: „Das war bestimmt anstrengend für dich. Ich finde es toll, wie du das gelöst hast.“

Dieses Spiegeln bzw. diese wenigen Worte reichen, um dem Kind mitzuteilen, ich habe dich angehört und verstanden, ich höre dir zu.

Ich kann mich sehr gut an eine Situation erinnern als meine Tochter von der Schule nach Hause kam und berichtete, dass Sport wieder ganz blöd war. Es wurde Fußball gespielt und zwei Jungen durften ihre Manschaft wählen und sie wurde als Letzte gewählt. Mein mütterlicher Instinkt entflammte sofort und ich wollte sie schon trösten, ihr Mut zusprechen und sie seelisch aufbauen. Zum Glück hielt ich kurz inne und stellte die entscheidende Frage: „Wie war das für dich als Letzte gewählt zu werden?“ Ihre Antwort lautete: „Mama, das war schon o.k. so, die wissen doch, dass ich Fußball hasse.“

Wie Sie an diesem Beispiel sehen, sind Fragen wichtig und ein gutes Mittel, um eine Situation abzuschätzen und das eigene Kind besser kennenzulernen, und vor allem: Das Kind vor Tipps und Ratschlägen zu schützen.

Probieren Sie es aus!