Medienerziehung gehört zum Erziehungsauftrag von Eltern. Aber gerade hier gibt es eine große Verunsicherung bei Eltern.
Mit Sätzen wie z.B., „Alle haben schon ein Smartphone, nur ich nicht!“ – oder – „ Vertraust du mir nicht?“- oder – „Alle dürfen das schon!“, setzen Kinder ihre Eltern wunderbar unter Druck.
Ich bin ein großer Fan von Vertrauen statt Kontrolle. Allerdings trifft dieser Satz nicht auf die Benutzung von Medien zu. Hier ist Kontrolle sehr wichtig, ohne Kontrolle ist die Gefahr zu groß, dass das Kind auf Seiten oder in Spiele gerät, die seinem Alter nicht entsprechen. Im Netz findet man Seiten von Pornografie oder Gewaltvideos, Magersuchtwebsites, Seiten die Extremismus und Drogen verherrlichen, und die Gefahr online gemobbt zu werden liegt mittlerweile bei 10%.
Das Internet ist eine Welt der Erwachsenen, die Eltern den Jugendlichen nicht ohne Begleitung überlassen dürfen.
Ab welchem Alter kann mein Kind mit einem Smartphone umgehen?
Im Medienbericht über die Grundschulzeit habe ich bereits ausführlich geschrieben, dass Grundschüler keine Handys brauchen.
Jetzt mit 10 Jahren, wenn die Kinder in die weiterführende Schule gehen, besitzen die meisten Kinder ein Handy. Oft ist der Nutzen praktisch, um familiäre Dinge abzusprechen, da das Freizeitverhalten der Kinder immer komplexer wird. Aber auch hier gilt, es muss noch kein Smartphone sein und vor allem darf es noch keinen Internetzugang haben. Ein Smartphone mit Internetzugang sollte dem Kind frühestens ab der achten Klasse gegeben werden.
Jetzt werden Sie sicherlich denken: “Oh wieder so eine, die alles Neue verteufelt. Die Kinder müssen rechtzeitig lernen, mit neuen Medien umzugehen, das ist doch wichtig für später. Sie müssen die Möglichkeit haben, Informationen aus dem Internet zu holen, für Recherchen ihrer Hausaufgaben und Referate!“
Ja, das sind richtige Argumente und ich verteufele auch nicht die neuen Medien. Aber die Zahlen sprechen ein anderes Bild und Aufgabe der Eltern ist, das Kind auch mit Medien zu begleiten.
Doch wenn Eltern ehrlich antworten, dann geben Sie sehr schnell zu, dass es eigentlich gar nicht mehr möglich ist, das Kind zu kontrollieren und sich alles zeigen zu lassen. Deshalb ist es umso wichtiger, die Gefahren im Blick zu haben und Regeln aufzustellen, die das Kind schützen und vor allem nicht zu früh das Internet einzuführen.
Auch in der Pubertät brauchen Kinder Eltern die stark sind, die Konsequenzen aussprechen, diese umsetzen und ihr Kind im Blick behalten. Es braucht Eltern, die Orientierung und Sicherheit geben.
- Wissen Sie welche Spiele Ihr Kind auf dem PC oder auf seinem Smartphone spielt? – 83 % nutzen keine altersgemäßen Spiele.
- 80% der Eltern halten die Mediennutzung ihrer Kinder immer noch für völlig unproblematisch.
- 80 % der Kinder teilen mit, dass ihre Eltern keine Ahnung haben, was sie eigentlich damit machen.
- 80 % der Kinder haben bereits schlechte Erfahrungen im Netz gemacht.
- 26 % haben sich, ohne Wissen der Eltern, mit Internetbekanntschaften getroffen.
- Es dauert keine 2 Minuten, bis ein Mädchen im Internet von Pädophilen oder erwachsenen Männern unter einem Mädchenname und dem gleichen Alter angeschrieben wird.
- Über die Hälfte der Kinder erzählt ihren Eltern nichts von schlechten Erfahrungen.
- Jeder achte Klick geht in Deutschland auf eine Pornoseite.
- Wissen Sie wie viele Nachrichten ihr Kind morgens auf dem Handy hat, wenn dieses über Nacht aus war?
- Je früher das Kind ein Smartphone bekommt, umso weniger Fähigkeiten entwickelt es am PC. Durch die Verbindung zum Internet wird alles über das Smartphone recherchiert und die wichtigen Programme auf einem Notebook werden nicht mehr kennengelernt und genutzt.
- Nur zu 10 % wird das Internet wirklich zur Informationssuche genutzt.
- Die Bildschirmzeiten bei den 12 – 19 Jährigen liegen täglich bei 6 Stunden.
- Die Zeiten für Hausaufgaben haben sich im Gegensatz zu früher halbiert.
- Nur noch jeder dritte Junge macht heute Abitur.
Ich könnte diese Liste noch unendlich weiterführen. Ich hoffe, dass ich Sie auf dieses Thema wach und neugierig gemacht habe.
Meine Informationen stammen von der sehr informativen Seite: www.medien-sicher.de.
Es gibt eine tolle Broschüre vom Landeselternbeirat von Hessen mit dem Titel „Brennpunkt Jugendmedienschutz“, die Eltern sehr ausführlich und ehrlich aufklärt.
Bleiben Sie stark und stellen Sie Regeln auf. Sie werden sich nicht zu den Lieblingseltern in dieser Zeit machen, scheuen Sie nicht den Konflikt und erklären Sie Ihrem Kind, warum Sie welchen Schritt gehen. Ihr Kind muss nicht alles verstehen, aber es akzeptieren.
Leider ist die Zeit der Pubertät hier nicht die Beste, da im Gehirn des Jugendlichen die Vernunft durch permanenten Spaß, Risikobereitschaft, Impulsivität und Neugierde in den Hintergrund gedrängt wird.
Richtig vernünftig sind Kinder meist erst mit 21 Jahren, aber so lange können wir ihnen die Medien nicht entziehen.
Hier ein paar Regeln, die Hilfe und Orientierung geben können.
- Bis zum vierzehnten Lebensjahr ist das Jugendzimmer bildschirm- und internetfreie Zone.
- Ab einer bestimmten Zeit werden abends die digitalen Medien zum Auftanken auf die Tankstelle gelegt, die sich z.B. in der Küche befindet. Gerade der Schlaf ist auch für Jugendliche sehr wichtig. Eine wunderbare Zeit des Lernens ist vor dem Zubettgehen. Das Kind sollte diese Zeit nutzen, noch einmal in seine Bücher zu schauen.
- Fördern Sie Sport und andere Freizeitaktivitäten.
- Achten Sie auf eine gesunde Ernährung. Süßes, Fettes, Mixgetränke geben dem Körper nur schnelle Energie, die dann wieder gefüllt werden muss. Außerdem macht diese Nahrung eine schlechte Haut und die Jugendlichen bekommen Pickel, die sie in dieser Phase gerade nicht haben wollen.
- Fördern Sie Freundschaften und vor allem Treffen bei sich zu Hause. Nichts ist besser, als die Kinder und ihre Freundschaften im Blick zu haben.
- Lassen Sie sich von Ihrem Kind seine Welt der Medien und die Medien erklären. Tauchen Sie mit ein, in die Spielewelt und schauen Sie, was Ihr Kind online macht.
- Richten Sie Ihrem Kind nur ein eingeschränktes Benutzerkonto am Computer ein.
- Vereinbaren Sie feste Zeiten für seine Spiele. Achten Sie darauf, dass es nicht unkontrolliert surft und spielt.
- Für Kinder unter 14 Jahren ist ein Webfilter Pflicht, wenn sie Onlinezugang mit Geräten haben.
- Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Risiken und Gefahren.
- Halten Sie sich an die Altersfreigaben und das Jugendschutzgesetz.
Hier noch ein Tipp von mir. Schauen Sie auf die oben genannte Website und laden Sie sich den Handynutzungsvertrag für Kinder als pdf-Datei herunter. Nein, keine Angst, Sie schließen keinen Handyvertrag bei einem Anbieter ab. Diesen Vertrag hat eine US-Bloggerin für ihren Sohn aufgesetzt und er wurde freundlicherweise ins Deutsche übersetzt. In diesem sind alle Themen aufgelistet, die Sie mit Ihrem Kind besprechen sollten, wenn es ein Handy oder Smartphone möchte.
Bleiben Sie starke Eltern, halten Sie den Kontakt zu Ihrem Kind, scheuen Sie keine Konflikte und bleiben Sie im Gespräch.