Wie alt sollte mein Baby sein?
Die meisten Babys zeigen zwischen dem fünften und siebtem Monat Interesse am Essen.
Leider wird mit Gläschen bereits ab dem vierten Lebensmonat geworben. Meine Beobachtungen zeigen, dass Eltern, die früh starten, oft nicht schneller zum Ziel kommen, als Eltern, die genau auf die Signale ihres Kindes achten.
Ihr Baby sollte bei Ihren Mahlzeiten mit dabei sein. Es wird anfangs genau beobachten, was seine Eltern tun. Mit der Zeit ahmt es das Kauen nach und macht erste Schmatzgeräusche. Erst wenn das Kind lautstark am Tisch verkündet, dass es auch den Löffel von den Eltern in seinem Mund haben möchte, ist es bereit für die Kost.
In meinen PEKiP-Kursen erkläre ich die Bereitschaft des Kindes zum Essen immer mit dem Satz: „Das Baby muss auf den Teller springen wollen.“
Bisher hat das Kind nur gesaugt, d.h. die Zunge ist ein Stück aus dem Mund gekommen, hat den Sauger oder die Brustwarze mit dem Mund umschlossen und mit wellenförmigen Bewegungen zu saugen begonnen.
Jetzt soll das Kind essen lernen und dies ist ein Prozess, der Zeit erfordert. Setzen Sie Ihre Erwartungen nicht zu hoch an. Es gibt Babys, die deutlich Zeichen geben als wollte man sie vergiften und andere verhalten sich so, als hätten sie schon immer gegessen.
Welches Verhalten Ihr Baby zeigt, werden Sie beobachten. Seien Sie gespannt aber vor allem haben Sie Geduld.
Der erste Brei sollte nicht zu fest sein, eher flüssig, da Ihr Kind nur saugen kann. Beginnen Sie mit zwei oder drei Löffeln. Machen Sie Ihr Kind neugierig auf den Geschmack, es kennt bisher nur süßliche Milch. Drücken Sie den Löffel mittig auf die Zunge des Kindes, damit die Zunge die neue Schluckbewegung nach hinten lernen kann.
Anfangs schiebt die Zunge viel Nahrung aus dem Mund heraus. Dieses Verhalten wird von vielen Eltern fälschlicherweise als „meinem Baby schmeckt es nicht“ gedeutet.
Bleiben Sie dran, die Zunge lernt mit der Zeit die Umstellung. Das Herausspucken des Breis hat nichts mit dem Geschmack zu tun. Viele Eltern bieten aus diesem Grund ihrem Baby mehrere verschiedene Gemüsesorten an. Bleiben Sie am Anfang für die ersten zwei Wochen bei einer Sorte Gemüse, bis sich das Kind an den Geschmack gewöhnt hat.
Zu welcher Tageszeit starte ich?
Am günstigsten ist es mit der Mittagsmahlzeit zu starten.
Das Baby darf noch keinen Hunger haben, da es bisher nach dem Muster gelebt hat, bei Hunger bekomme ich die Flasche oder die Brust. Fangen Sie mit den ersten Löffeln eine halbe Stunde vor der Mittagsmilch an. Wichtig ist, dass das Baby ausgeschlafen und gut gelaunt ist.
Hat es bereits Hunger, wird es sich nicht für den Löffel interessieren.
Es dauert lange, bis das Baby das Essensmuster umgestellt hat. Die ersten Löffel empfindet das Baby wie ein neues Spiel, das sich die Eltern ausgedacht haben. Dass dieser Brei auch satt machen kann, wird erst mit der Zeit gelernt. Einige Babys lassen sich deshalb ein paar Tage auf dieses Spiel ein und entscheiden dann, dass sie keine Lust mehr haben und der Mund bleibt geschlossen.
Hier entscheidet jedes Baby individuell, wie schnell es lernen möchte. Im Allgemeinen kann man mit einer Zeit zwischen 4 und 6 Wochen rechnen, bis das Baby essen kann.
Nach den ersten Löffeln Brei bekommt es die sattmachende Milchnahrung. Das Baby darf entscheiden, wie viel es trinken möchte.
Leichter essen lernen, durch Vorbild sein
Eltern haben beim Essenlernen eine ganz wichtige Vorbildfunktion.
Das Baby muss beim Füttern seine Eltern ansehen können. Sie führen den Löffel zum Mund und öffnen dabei selbst den Mund. Ihr Baby schaut sie an und seine Spiegelneuronen helfen, dass es Ihre Bewegungen nachahmt. Ist der Brei im Mund Ihres Kindes, schließen Sie ebenso Ihren Mund und führen Kau- und Schluckbewegungen aus. Das Baby muss sehen, dass im Mund noch etwas passiert.
Die Sitzposition
Die meisten Babys können zu Beginn der Breikost noch nicht selbständig sitzen. Ein liegendes Kind kann aber nicht schlucken und essen lernen.
Setzen Sie Ihr Kind auf Ihren Schoß und drücken Sie seinen Oberkörper leicht und stützend an sich. Auch der Reitersitz zwischen einem Bein von Ihnen, mit Stütz am Oberkörper kann als Position gewählt werden.
Erlebnis Essen
Die ersten Breimahlzeiten sind ein Ganzkörpererlebnis.
Ihr Kind kennt die Konsistenz des Breis noch nicht. Die große Neugierde auf Alles zeigt sich auch beim Essen. Die Nahrung muss angefasst werden, durch die Hände gestrichen, ins Haar geschmiert und auf vielfältige Weise erkundet werden dürfen.
Je früher Sie diese Neugierde stillen, umso schneller ist sie vorbei. Bleiben Sie geduldig und vor allem wischen Sie nicht nach jedem Löffel den Mund des Kindes ab. Dieses endlose Wischen stört beim Essenlernen und nimmt dem Baby die Freude daran.
Die Zeit für vornehmes Essenlernen ist jetzt noch nicht angesagt.
Verweigerung des Essens
Immer wieder erlebe ich, dass sich manche Babys mehr Zeit als andere nehmen, das Essen zu lernen. Bleiben Sie entspannt. Sie bieten an und Ihr Kind entscheidet, wieviel es essen möchte.
Das Baby gibt deutlich Zeichen, wenn es satt ist. Es dreht seinen Kopf weg, haut mit der Hand gegen den Löffel oder fängt an zu spielen. Achten Sie die Zeichen Ihres Babys, denn es ist ein wichtiges Zeichen der Selbstbestimmung entscheiden zu dürfen, wann man satt ist.
Vertrauen Sie Ihrem Kind auch wenn es das Essen verweigert. Bieten Sie Ihm alternativ seine Milch an, die kennt es und die macht satt.
Manche Babys riechen förmlich die Milch bei den Mamas und verweigern sich mit der Mutter essen zu lernen. Hier können der Vater oder die Großeltern helfend eingreifen. Ein Versuch ist es wert.
Mit welchem Gemüse fange ich an?
Folgende Gemüsesorten sind geeignet: Pastinake, Blumenkohl, Kohlrabi, Brokkoli, rote Bete, Kartoffel.
Sie werden überrascht lesen, dass ich keine Karotte oder Kürbis aufzähle. Diese beiden Gemüsesorten und auch Apfel gehören mit zu den Allergieöffnern.
Gerade zu Beginn isst Ihr Baby über einen längeren Zeitraum eine Gemüsesorte. Viele Babys habe ich bereits gesehen, die durch ein zu viel an Karotte Hautausschläge bekommen haben. Sollten in Ihrer Familie Neurodermitis, Heuschnupfen oder Allergien als Erkrankung vorkommen, weichen Sie auf die oben genannten Gemüsesorten aus.
Steigert Ihr Baby die Menge kontinuierlich, fügen Sie nach ein bis zwei Wochen die sättigende Kartoffel hinzu.
Ein Esslöffel Öl und eine Prise Salz fügen Sie dem Brei bei, sobald das Baby im Anschluss nicht mehr seine Milch trinkt.
Auch eine Portion Fleisch, etwa 30g, können sie bald dem Brei beimischen.
Die Kartoffel ist eine sehr wertvolle sättigende Beigabe. Im Supermarkt werden allzu viele Gläschen angeboten mit Nudeln – Schinken-Sahne-Soße oder ähnlichen Kombinationen. Die Gläschenhersteller verkaufen das, was die Mutter selbst gerne isst, aber nicht das, was das Gesündeste fürs Baby ist.
Gerade in den ersten 1 ½ Lebensjahren können Sie Ihr Kind so gesund ernähren, wie es sich später nicht mehr fügen wird. Nutzen Sie diese Chance und achten Sie auf wertvolle Produkte.
Als Zweites empfehle ich mit der Abendmahlzeit fortzuführen. Mein Tipp unterscheidet sich hier von den gängigen Vorschlägen: „Ich empfehle den vertrauten Gemüse-Kartoffelbrei auch am Abend zu füttern.“
Ihr Baby kennt den Gemüse-Kartoffelbrei und Sie wissen mittlerweile, welches Gemüse Ihrem Kind schmeckt. Deshalb bieten Sie Ihrem Baby genau diesen Brei auch am Abend an. Wichtig ist, dass er ohne Fleisch oder Fisch ist, diese Produkte werden nur am Mittag gegessen.
Die weiteren Vorteile sind, dass das Baby den gewohnten Brei kennt und somit mit der gleichen Menge startet wie am Mittag und dieser Brei länger sättigt. Getreide oder auch Obst am Abend lassen den Blutzuckerspiegel viel schneller in die Höhe steigen. Dieser Spiegel saust in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr nach unten und das Baby wacht erneut mit Hunger auf. Ein sättigender Gemüse-Kartoffelbrei wird leicht verdaut und macht länger satt.
Als Zwischenmahlzeit am Morgen oder am Nachmittag eignet sich dann der bekannte Milch-Getreide-Obst-Brei bestens.
Mit etwa 9 oder 10 Monaten kann Ihr Baby bereits zum Frühstück ein Stück Brot mit Butter, Frischkäse oder auch Wurst essen.
Eine saugende Milchmahlzeit sollte dem Baby das ganze erste Jahr angeboten werden. Das Saugen ist eine wichtige Vorbereitung, um die Mundmuskulatur für die Sprache zu stärken. Hier ist nicht das Nuckeln an einem Schnuller gemeint, das allgemein den Körper schwächt und entspannt.
Auch nach dem ersten Lebensjahr kann das Kind noch ergänzend eine Milchmahlzeit bekommen.
Wieviel soll mein Baby essen?
Jedes Baby isst unterschiedlich. Einige sind mit einer Menge von 190 Gramm nicht richtig satt und andere zeigen ihre Sättigung bereits bei 120 Gramm. Auch hier gilt die Regel: Vertrauen Sie Ihrem Baby. Kein Erwachsener isst täglich die gleiche Menge, auch wir verändern unser Essverhalten.
Wichtig ist, dass das Baby nicht abnimmt. Das Gewicht darf gehalten werden und muss tendenziell immer nach oben gehen.
Wieviel soll mein Baby trinken?
Bieten Sie Ihrem Kind von Anfang an kleine Mengen Wasser an. Wichtig ist, dass die meisten Babys erst die Trinkmenge steigern, sobald sie drei komplette Breimahlzeiten essen. Ab diesem Moment sollte Ihr Kind 200 ml am Tag trinken.
Auch beim Trinkenlernen gilt: Sie bieten an und Ihr Baby entscheidet, wie viel es trinken möchte. Ist dies deutlich zu wenig, mischen Sie Säfte unter das Wasser. Der süße Zusatz verleitet manche Babys zu einer größeren Trinkmenge.
Doch Achtung! Der süße Fruchtzucker schädigt die Zähne und führt zu Karies.
Bleiben Sie entspannt und bleiben Sie vor allem bei Wasser. Ihr Baby bekommt über die Milchmahlzeiten noch genügend Flüssigkeit und es wird die Menge langsam steigern.
Hilfe Verschlucken!
Nicht nur Kauen und Schlucken müssen geübt werden, sondern auch das Ausspucken will gelernt sein.
Zum Glück liegt der Brei oder das Stückchen noch auf der Zunge, sobald das Baby zu würgen anfängt. Der Würgereflex ist bei Babys viel weiter vorne auf der Zunge angelegt, als bei uns Erwachsenen.
Überlegen Sie, welche Signale Sie Ihrem Baby jetzt senden. Ihr Ziel muss es sein, ruhig zu bleiben und Ihrem Baby vertrauensvoll zu zeigen, was es jetzt tun soll. Wenn Sie sich erschrecken, dem Baby den Mund aufreißen und mit Panik oder Angst reagieren, hilft das weder Ihnen noch dem Baby.
Legen Sie Ihre Hand an sein Kinn, strecken Sie Ihre Zunge heraus und zeigen Sie Ihrem Baby, dass es das Nahrungsstück auf Ihre Hand spucken soll.
Selbstverständlich müssen Sie jetzt individuell entscheiden. Einmal muss das Baby lernen, auszuspucken oder zu schlucken und Eltern müssen entscheiden, wann Sie helfend das Stück aus dem Mund nehmen.
Aber bitte achten Sie auf Ihre Signale und lassen Sie Ihr Baby nie ohne Aufsicht essen.