Die ersten drei Monate sind sehr prägend für die weitere Entwicklung des Babys.
In den ersten drei Monaten werden die Reaktionen des Säuglings noch von Reflexen geleitet. Diese werden nach und nach gehemmt, überlagert und von erlernten Bewegungen ersetzt.
Zu erkennen, ob sich das Baby optimal entwickelt, ist für viele Eltern sehr schwierig. Kinderärzte sind Spezialisten auf dem Gebiet der Früherkennung von Behinderungen und dem Diagnostizieren und Behandeln von Erkrankungen. Abweichungen von der motorischen Entwicklung werden leider nur von wenigen Kinderärzten wahrgenommen. Eltern werden in der Praxis oft mit den Worten getröstet: „Das ist ein faules Baby, das wird schon!“ oder „Das ist ein Raser, der lernt halt schnell laufen!“ Ich möchte hier nicht über Erkrankungen schreiben, sondern über die feinen Zeichen, die Ihnen der Säugling sendet und die als Stressmuster zu deuten sind.
Nicht nur die motorische Entwicklung reift im ersten Lebensjahr, sondern auch der Grundstein der Wahrnehmung wird im ersten Jahr gelegt. Dieser Grundstein bildet die Basis für späteres Lernen.
Die Wahrnehmung anderer einzuschätzen und zu überprüfen gestaltet sich als fast unmöglich, denn wir wissen nicht wie andere Menschen sehen, hören, fühlen, schmecken, riechen usw. Dies zu testen und in Tabellen Messergebnisse einzutragen gestaltet sich als schwierig.
Defizite in der Wahrnehmung können jedoch erkannt werden, wenn man die kleinen Abweichungen vom normalen Entwicklungsweg beachtet.
Ich möchte im Folgenden Ihre Aufmerksamkeit auf ein paar feine aber klar erkennbare Zeichen lenken: Kein Säugling liegt mit überstrecktem Kopf entspannt in seinem Bett. Keinem Säugling bereitet es Freude, überstreckt getragen zu werden. Kein Säugling macht ständig Sit-ups, um ins Sitzen zu kommen. Kein Baby lernt nicht krabbeln, wenn es sich optimal entwickeln konnte. Kein Kleinkind steht später auf Zehenspitzen.
Stressmuster müssen nicht automatisch durch Schreien vom Baby ausgedrückt werden.
Ich werde nun einige Stressmuster beschreiben, die Ihnen als Eltern leicht auffallen können und anhand derer Sie erkennen, ob Sie ein entspanntes Baby haben oder Ihr Baby Hilfe benötigt.
Jegliche Überstreckung des Nackens nach hinten muss vermieden werden!
Über 25 % unserer Sinneswahrnehmungszellen sind in der hintern Nackenmuskulatur angelegt. Ein verspannter Nacken lässt die Wahrnehmung nicht optimal reifen. Die Ursachen können unterschiedlich sein. Zu frühes Senken des Kopfes im Mutterleib, Blockade bei der Geburt, Zangengeburt, Saugglockengeburt, falsches Handling im Säuglingsalter und andere.
Ein entspannter Nacken ist geprägt von einem Doppelkinn – oder wie es eine ältere Yogalehrerhin benannte: Doppelkinn ist gut, Vierfachkinn ist besser. Je mehr Ihr Säugling in dieser entspannten Position liegt, umso weniger kann sich die hintere Nackenmuskulatur verspannen.
Spielen Sie viel auf dem Boden mit Ihrem Baby, machen Sie es in der Rückenlage rund, bewegen Sie die Füße Richtung Mund, nehmen Sie seine Füße und streicheln Sie mit diesen über seine Wangen. Jegliche Rundheit entspannt, das wissen wir von uns selbst. In der Überstreckung werden Muskeln fest und verspannen. Ist Ihr Baby wach, können Sie auch den Kopf des Säuglings auf ein Kissen legen, damit es in dieser Doppelkinnposition liegt.
Der Kopf des Babys muss immer beim Anheben gestützt werden. Er darf nie nach hinten fallen!
Nehmen Sie Ihr Baby über den Schalengriff in die Höhe oder stützend mit einer Hand am Hinterkopf, nicht im Nacken! Der Schalengriff ist ein Griff um den Brustkorb des Säuglings und nicht, wie ich es leider bei vielen Eltern sehe, ein Halten unter den Achseln. Das Baby wird um den Brustkorb gegriffen auf die Seite gedreht, in der es selbständig ab Geburt seinen Kopf halten kann und anschließend in den Arm gelegt. Auch das Ablegen geschieht auf die gleiche Weise, d.h. immer über die Seite und nicht mit abgeknicktem Kopf nach hinten.
Versuchen Sie Ihren Säugling auch über die Seitenlage oder mit Halten des Hinterkopfes aus der Babyschale zu nehmen. Nach einer Zeit des Übens, klappt es dann immer besser und sicherer.
Verspannte Schultern kennen wir alle und wir wissen, wie unangenehm sich dies anfühlt und wie lange wir an uns arbeiten müssen bis sich diese Verspannung löst und wir uns eine gesündere Haltung angewöhnt haben. Sollten Sie Ihr Baby öfters unter den Achseln halten, ziehen Sie die Schultern nach oben, ein Hals ist dann kaum zu sehen und die Verspannung nimmt ihren Anfang.
Achten Sie bei allen Bewegungen am Anfang ganz bewusst auf Ihren Säugling und seine Haltung bis sie diese Bewegungsabläufe automatisiert haben.
Viele Babys überstrecken auch ihren Kopf, um Personen mit dem Blick zu verfolgen. Sie liegen dann in einer ausgeprägten C-Haltung und versuchen sich mit dem Fuß in die Bauchlage zu schubsen. Das Drehen ist eine Rotationsbewegung. Die Beine werden in der Rückenlage angehoben und zur Seite gelegt, der Kopf wird seitlich angehoben, das Baby stützt sich auf seinen Arm und dreht sich dann mit einem Schritt in die Bauchlage. Nur wenn die Wirbelsäule frei ist und keine Bewegung schmerzt oder zieht, also keine Blockade vorhanden ist, kann das Baby diesen Entwicklungsschritt in Rotation ausüben.
Sollte Ihr Baby in einer C-Haltung liegen, dann helfen Sie ihm zur Rundheit zu kommen. Spiele wie oben beschrieben, Füße Richtung Mund und viel in Rundheit tragen sind ein erster Anfang.
Babys mit Verspannungen sollten einem Osteopathen gezeigt werden und vor allem beobachten Sie im Anschluss Ihr Baby. In meiner Praxis sehe ich viele Babys, die auch nach einer osteopathischen Behandlung nicht in ein anderes Bewegungsmuster kommen. Diese Babys brauchen noch einmal gezielte Bewegungsübungen, um dieses falsche Muster zu verlassen. Gehen Sie zu einer Physio- oder PäPKi-Therapeutin, die Ihnen gezielte Übungen zeigen kann.