Mit Konsequenzen erziehen!

Mit Konsequenzen erziehen!

Konsequenzen sind keine Strafen!

  • Konsequenzen werden nach einer einmaligen Grenzüberschreitung mitgeteilt: „Wenn du nicht, dann…“
  • Konsequenzen werden von Eltern ausgesprochen und ziehen ein Handeln nach sich.
  • Mit einer Konsequenz wird dem Kind der Zusammenhang zwischen seiner Freiheit und seiner Verantwortung verständlich gemacht.
  • Sprechen Sie eine Konsequenz aus, dann hat Ihr Kind jetzt die Möglichkeit, sich zwischen wiederholtem, grenzüberschreitenden Tun oder Unterlassen zu entscheiden.

Eltern sind oft sehr erstaunt, dass sich Ihr Kind wiederholt für sein grenzüberschreitendes Verhalten entscheidet. Dies liegt in der Verantwortung des Kindes.

Das Kind muss überprüfen: „Stimmt das, was meine Eltern sagen, oder stimmt es nicht?“

Häufig wird jedoch nach mehrmaligem Grenzüberschreiten des Kindes keine Konsequenz vollzogen. Vielmehr wiederholen die meisten Eltern einfach ihre Aussage: „Ich habe dir doch gesagt, wenn du nicht aufhörst mit Sand zu werfen, gehen wir nach Hause!“

Ankündigungen ohne Folgen sind kein gutes Verhalten von Eltern. “Muss ich dir alles 10 x sagen?“ heißt der Titel eines Elternseminars, das ich am häufigsten in meiner Praxis anbiete. Eltern wiederholen sich zu oft und handeln nicht.

Das Kind lernt somit: „Wenn meine Eltern etwas zu mir sagen, muss ich nicht zuhören, es reicht, wenn ich reagiere, wenn sie schreien.“

Ich möchte dies anhand eines kurzen Beispiels erläutern:

Meine Tochter kam vom Spielen von ihrer Freundin zurück und berichtete mir von folgender Situation: Sie spielte mit ihrer Freundin auf der Straße und der Nachbarsjunge Lukas schaute zu. Seine Mutter rief ihn zum Essen, aber er reagierte nicht. Als seine Mutter schon 3 Mal gerufen hatte, sprach meine Tochter ihn an und teilte ihm mit, dass er doch reingehen solle. Da antwortete Lukas: „Ach meine Mutter ruft noch 10 Mal, jetzt brauche ich noch nicht zu reagieren.“

Möchten Sie das? Möchten Sie, dass Ihr Kind von Ihnen denkt: „Ich muss meinen Eltern nicht zuhören. Es reicht zu handeln, wenn sie schreien?“

Falls Sie sich bereits in diesem Kreislauf befinden, haben Sie nur eine Wahl: Handeln Sie in Zukunft, nachdem Sie eine Konsequenz ausgesprochen haben und Ihr Kind ein zweites Mal die gesetzte Grenze überschreitet. Ihr Kind wird Sie wahrscheinlich mit großen Augen anlachen und versuchen, um den Finger zu wickeln oder wütend reagieren. Lassen Sie sich davon nicht von ihrem Vorsatz abbringen!

Merkt Ihr Kind, dass Sie das Gesagte auch umsetzen, wird es sein Verhalten sehr schnell ändern.

Aber machen Sie sich darauf gefasst, dass Ihr Kind von Ihrer konsequenten Haltung erst einmal nicht begeistert sein und alles dafür geben wird, die gewohnte Freiheit zurückzuerlangen. Das ist verständlich und Ihr Kind hat das Recht, sauer zu sein, aggressiv zu reagieren und wütend zu werden. Schließlich sind Sie diejenigen, die den gewohnten Umgang auf einmal unterbrechen und ändern.

Sie müssen mit diesen Gefühlsäußerungen rechnen! Stellen Sie ihre Erwartungshaltung um: Erwarten Sie erst einmal einen Wutausbruch Ihres Kindes.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass es Eltern besser geht, wenn sie sich zunächst auf das Schlimmste vorbereiten. Sollte Ihr Kind auf einmal verständnisvoll reagieren, werden Sie dies überrascht und freudig zur Kenntnis nehmen können.

Wie finde ich eine angemessene Konsequenz für das Fehlverhalten?

Die passende Konsequenz als Reaktion auf ein Fehlverhalten des Kindes zu finden ist nicht leicht. In einer gegebenen Situation müssen Sie schnell reagieren und haben daher nur sehr wenig Zeit, sich eine sinnvolle Konsequenz zu überlegen. Manchmal gelingt das schnelle Finden einer passenden Konsequenz, manchmal nicht. Dies ist nicht weiter schlimm, da Sie bei Konflikten auch andere Möglichkeiten haben zu reagieren.

Bedenken Sie als Eltern unbedingt, dass jede ausgesprochene Konsequenz auch durchführbar sein sollte. Ebenso wichtig ist es, dass Sie sich durch die Konsequenz nicht selbst bestrafen.

Ist man gerade erst auf dem Spielplatz angekommen und sagt dann zu dem Kind: „Wenn du noch einmal mit Sand wirfst, dann gehen wir heim“, bestraft man sich leider selbst mit der Umsetzung der Konsequenz. Denn nachdem man alle Sachen gepackt hat, mühsam mit Kind und Kegel zum Spielplatz gegangen ist und vielleicht gerade mit der Nachbarin ein Gespräch beginnen möchte, muss man nach Aussprache dieser Konsequenz schon wieder gehen. So etwas sollten Sie nicht tun!

Konsequenzen müssen logisch und leicht durchführbar sein. Sie sollten nicht erst am Abend gelten oder am nächsten Tag.

Wirft das Kind im Sandkasten mit Sand, so wäre erst einmal die logische Konsequenz zu sagen: „Ich will nicht, dass du mit Sand wirfst, wenn du das noch einmal machst, musst du raus aus dem Sandkasten.“ Eine weitere Möglichkeit wäre zu sagen: „Ich möchte nicht, dass du mit Sand wirfst, die anderen Kinder weinen. Wenn du das noch einmal machst, legst du eine Pause von 5 Minuten auf der Bank oder auf meinem Schoß ein.“

Eltern erwarten oft, dass Ihr Kind gut gelaunt die Konsequenz antreten wird. Wichtig ist auch hier mit einer ehrlichen Sprechweise zu operieren: „Ich verstehe, dass du dich jetzt ärgerst, aber du hattest die Wahl und hast dich entschieden weiterzumachen.“

Ein abschließendes Beispiel:

Heute konnte ich eine Mutter mit ihrem 2,5jährigen Sohn beobachten, die vom Spielplatz nach Hause lief. Der Kleine schrie aus voller Brust und Überzeugung. Er gab alles, was in seinem kleinen Körper steckte. Sobald seine Mutter etwas zu ihm sagte, war er sofort still, weil er hoffte, die Mutter würde ihn jetzt tragen. Die Mutter lief jedoch langsam weiter, er blieb stehen und fing sofort wieder an zu brüllen. Die Mutter drehte sich zu ihm um und sagte: „Komm, ich warte auf dich!“ Diese Worte gefielen ihm überhaupt nicht und er fing wieder wütend zu schreien an. Die Mutter lief wieder ein Stück und forderte ihn erneut auf, ihr zu folgen. Am Ende ging die Mutter ihrem Sohn entgegen und sagte: „Ich komme jetzt zu dir und dann läufst du an meiner Hand nach Hause.“ Er schrie wieder, dass er getragen werden wolle. Die Mutter ging zu ihm, nahm ihn an der Hand und zog ihn hinter sich her.

Mir gefiel, dass die Mutter die ganze Zeit völlig ruhig war und mit einer beeindruckenden Gelassenheit mit ihrem Sohn sprach. Als sie ihn an der Hand hatte, sagte sie noch zu ihm: „Du bist aber heute ganz schön wütend.“ Diesen Satz ließ sie einfach so stehen und ging mit ihrem schreienden Kind weiter.

Ich habe das Kind noch eine ganze Zeit gehört.

Ich muss noch fairerweise sagen, dass diese Beobachtung in einem Urlaubsort stattfand. Gerade im Urlaub ist man häufig viel ruhiger und gelassener.

Gutes Gelingen!

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